Generationen inspirieren sich
Podcast #5
«Wenn Generationen aufeinandertreffen herrscht gelebte Vielfalt.»
Im letzten Jahr, ich wurde 64, entschied ich mich für eine Ausbildung zum Inner-Change-Coach. Okay, ich werde die Älteste von allen Studierenden sein, dachte ich, doch was macht das schon?
Was ich nicht wusste: Es trafen Generationen aufeinander mit entgegengesetzten Energien. Eine gelebte Vielfalt aus Toleranten, Selbstbewussten, Feministen, Individualisten, Umweltbewussten und Digital Natives.
Sie sind energievoll, unterwegs mit hoher Geschwindigkeit und erobern die Erfüllung ihres Lebens. Die Life-Balance ist ihnen wichtiger als die Karriereleiter, sie hinterfragen den Status quo und bewegen sich in verschiedenen Wirklichkeiten. Oh ja, da fühlte ich mich schon ein bisschen sehr alt. Doch warum eigentlich?
Ich brauchte einen Moment, um in dieser gesellschaftlichen Vielfalt anzukommen. Musste mich wie ein nasser Hund erst mal kräftig schütteln, meine eigenen Vorstellungen von «Normalität» hinterfragen, bis mir dann klar war: Genau so muss es sein. Diese Vielfalt ist ein lebendiges Bild der Ausgewogenheit des Lebens.
Was ich damit sagen möchte ist, dass wir es uns zutrauen können, mit verschiedenen Generationen zusammenzutreffen oder die Schulbank mit ihnen zu drücken. Durch den unterschiedlichen Blick erweitern sich die Perspektiven, und die Quelle von Innovation öffnet einen Fächer von Dimensionen. Und ja, es ist auch eine Herausforderung, denn die Lebenskonzepte, die Wertehaltung, die Gegensätze und die individuellen Merkmale sind wirklich verschieden – doch genau darin liegt auch die gegenseitige Bereicherung.
Immer wieder höre ich Frauen sagen, dass sie eigentlich möchten …, so gerne täten …, etwas Neues lernen wollten und sich dann doch zurückhalten. Doch genau darum geht es, dass wir Älteren uns zu einem Teil vom grossen Ganzen machen. Dass wir die Zahl der Könnte-Nochs nicht senken, sondern steigern! Wie schön wäre es, wenn wir interessiert bleiben, wenn wir tun, was wir so gerne tun würden, und in einer Gruppe verschiedener Generationen etwas Neues lernen, uns gegenseitig stimulieren und den Horizont erweitern?
Das grosse Plus: unser Erfahrungsschatz. Kommt Aufregung hoch, können wir Gelassenheit entgegensetzen. Wird es zu ernst, frischen wir die Situation mit einer Prise Humor auf und können erst noch über uns selbst lachen. Pendeln Meinungen übers Leben zwischen Schwarz und Weiss hin und her, wissen wir, dass es viele Grautöne hat und vor allem grossartige Farben.
Die Lebensjahre haben uns eine Tiefe geschenkt, ja, sie erlauben uns, Dinge differenziert zu betrachten. Ein weiterer Bonus ist, dass wir unsere Neurosen kennen, zu unseren Schwächen stehen, ohne in Zweifel zu verfallen. Selbst wenn wir versucht sind, uns über uns selbst zu ärgern, bleiben wir entspannt. Viele Lebensjahre heisst auch, dass wir so viel von allem haben. Wie schön ist das denn, wenn wir jene Menschen mit mehr Zukunft als wir sie haben daran teilnehmen lassen?
Für mich gibt es in Sachen Erfüllung und Lebensfreude kein «Es war einmal». Ich lebe viel lieber ein beherztes «Es ist nie zu spät.»
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